„Die moderne Sklaverei in Europa“

Interessierte erhalten am Mittwoch, 20. November, um 19 Uhr in der VHS Ahlen, Markt 15, Hintergrundinformationen über Anbau und Ernte von „fairen" und „unfairen" Orangen und ihre Möglichkeiten als Konsumenten, zu fairen Bedingungen beizutragen. Denn auf Plantagen in Süditalien, inmitten Europas, sind die Arbeitsverhältnisse oftmals alles andere als angemessen. Orangen werden teilweise unter Umständen geerntet, die an die Sklaverei aus früheren Jahrhunderten erinnern. Nicht selten werden hierzu illegale Einwanderer zu ausbeuterischen Löhnen ausgenutzt. Lange Zeit geschah dies ohne das Wissen der Konsumenten. 

Der Weltladen Ahlen, der sich seit drei Jahren um „faire" Orangen bemüht, initiiert daher in Kooperation mit der FUgE Hamm (Forum für Umwelt und Gerechte Entwicklung) und der VHS Ahlen diesen Vortrags- und Gesprächsabend mit Prof. Dr. Gilles Reckinger. Der Buchautor und Soziologieprofessor an der Universität Innsbruck referiert in Ahlen über die prekarisierte Arbeit - insbesondere im Orangen- und Gemüseanbau in Süditalien - und zeigt damit das Gesicht der modernen Sklaverei in Europa. 

Der Titel seines Buches „Bittere Orangen" erfasst damit sehr passend, um was es geht. Reckinger forscht u.a. in Italien zur Macht der Zitrus-Industrie und den Arbeits- und Lebensbedingungen der Erntehelfer, denen er in vielen Gesprächen nahegekommen ist. Viele von ihnen sind Geflüchtete aus afrikanischen Ländern, die über Lampedusa nach Europa kamen und nie mehr aus Italien wegkamen. Während der Asylverfahren stehen Geflüchtete in Italien buchstäblich auf der Straße - ohne Papiere und ohne Rechte. Die nahen Plantagen sind oft ihre einzige Chance auf einen Job. „Verachtet von der Bevölkerung, untergebracht in Slums aus Zelten und Containern und fern jeder medizinischen Versorgung pflücken viele der Geflüchtete 12 Stunden am Tag Orangen“, erklärt Reckinger. Im Anschluss an den Vortrag besteht die Möglichkeit für Rückfragen zur Kampagne „Faire Orangen aus Süditalien“ und zur Diskussion. 

Weitere Informationen gibt es unter www.vhs-ahlen.de und telefonisch unter 0 23 82 59 436. Umgesetzt wird die Veranstaltung mit Unterstützung der Fairtrade-Town-Steuerungsgruppe Ahlen und des Promotor*innen-Programms NRW.