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Ahlen - auch Stadt der Emaille

Entwicklung der Emailleindustrie

Anfang des 19. Jahrhunderts waren Verfahren zur Emaillierung von Eisengefäßen entwickelt worden, wodurch sich neue Anwendungsmöglichkeiten ergaben. 

Auch wurde nun eine industrielle Herstellung von emaillierten Gebrauchsgegenständen möglich. Gegenüber den bis dahin üblichen Küchengeschirren aus Holz, Glas, Stein oder schwerem Metall bot emailliertes Geschirr wesentliche Vorteile: Es ist hitzebeständig, hygienisch, stoß- und schlagfest und pflegeleicht. Außerdem ließ sich Emaillegeschirr in Massenproduktion herstellen, was es zunächst konkurrenzlos machte.
    
Die Emailleindustrie in Ahlen gehörte lange Zeit neben dem Bergbau zu dem wichtigsten Industriezweig der Stadt. In keiner Region in Deutschland gab es um 1900 diese Industrie in so geballter Form wie in Ahlen. Daher hieß es früher mit Recht: „Ahlen – Stadt der Emaille“.

Emailleindustrie in Ahlen seit 1877

Die früheste Überlieferung der Emailleindustrie in Ahlen stammt aus dem Jahre 1877. Zu dieser Zeit nahmen drei Firmen und Betriebe die Produktion von Emaillegeschirren auf: Wilhelm Brock (gegründet 1848), Johannes und Heinrich Kerkmann (gegründet 1863) und Gebrüder Niesing, von denen letztere allerdings nur handwerksmäßig produzierten.

Die Entwicklung der Emailleindustrie in Ahlen war durch die geographische Lage begünstigt. Das nah gelegene Ruhrgebiet mit dem Bergbau und seiner entstehenden Stahlindustrie lieferte die benötigten Bleche und das Heizmaterial. Gleichzeitig war es mit seiner rasch ansteigenden Bevölkerung das ideale Absatzgebiet für die Emaillegeschirre.

Die Bedeutung der Emailleproduktion in Ahlen nahm schnell zu. Gab es 1877 nur etwa 80 Mitarbeiter in den Emaille-Fabriken, waren es 1899 schon 700. Auch die Gründung neuer Emaillierwerke nahm stetig zu. So wurden in den Jahren 1877 bis 1922 folgende Firmen gegründet:

Gebrüder Seiler (1877-1914), Anton Volmer (1883-ca. 1885), Gebrüder Beumer (1883-1968), Heinrich Kerkmann (1887-1913), Herding & Mentrup (1894- unbekannt), A. & S. Rosenberg (1897-1925), Rollmann & Tovar (1897-1987), Osthues & Brentrup (1899-1914), die Deutsche Stahlbottichgesellschaft (1907-1913), Dreyer & Co. (1907-1925), Stephan Nahrath (1907-1991), Westfalia Email (1913-1993), Supe und Heimann-Ortheiler (1918-1925), Kaldewei (1918-heute), Bartling & Fehlig (1919-1924) und Westhues & Gröne (1922- unbekannt).

Viele dieser Betriebe mussten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts schließen, da es immer wieder zu Lieferengpässen von Eisen- und Stahlblechen kam, wodurch die Produktion beizeiten drastisch reduziert werden musste. Außerdem kam es zu verschiedenen Zeitpunkten durch Wirtschafts- und Bergbaukrisen zu schwachen Auftragslagen und Problemen beim Absatz, vor allem im Hauptabsatzgebiet der Emaillegeschirre, dem Ruhrgebiet. 

Nach und nach mussten einige Firmen schließen, sodass im Jahr 1950 lediglich Beumer, Rollmann & Tovar, Nahrath, Westfalia Email und die Firma Kaldewei in Ahlen bestehen konnten. 

Nach weiteren Schließungen in den 60er und 90er Jahren ist heute Kaldewei ein beständiger und gefragter Produzent von Emailleprodukten.

Verwendung mit freundlicher Genehmigung des Kreisarchivs Warendorf


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