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Eine Treppe, auf der man ins Stolpern kommt

| Rathaus | Schule

Die ehemalige Pestalozzi-Schule am Ostwall zählt zu den schönsten Schulgebäuden Ahlens. Doch wer das denkmalgeschützte Haus betritt, das heute von Overbergschule und Albert-Schweitzer-Schule genutzt wird, bleibt oft irritiert vor dem Treppenhaus stehen. Der Grund: Die Setzstufen sind mit einem dekorativen Doppelmäander verziert – einem Ornament aus der griechischen und römischen Antike. Doch auf den zweiten Blick erinnert das Muster manche Besucher an ein Hakenkreuz, was immer wieder zu Nachfragen führt.

„Es sieht tatsächlich ähnlich aus, sorgt daher gelegentlich für Irritation“, bestätigt Brigga Kazmierczak, Leiterin des Ahlener Schulverwaltungsamtes. Doch mit dem Symbol des Nationalsozialismus hat das Kreuzmotiv nichts zu tun.

Nicole Wittkemper-Peilert, Denkmalschutzbeauftragte der Stadt Ahlen, erklärt die historische Bedeutung: „Der Mäander stammt aus der griechischen Antike und symbolisiert Ewigkeit sowie die stetige Erneuerung des Kosmos.“ Ein bekanntes Beispiel für dieses gestalterische Element ist die Wandmalerei in der Villa dei Misteri bei Pompeji. Die Treppe der Pestalozzi-Schule, deren Bauzeit auf 1899/1900 datiert wird, reiht sich in diesen kunsthistorischen Kontext ein.

Zur damaligen Zeit bevorzugten Architekten den Stil des Historismus, der sich an klassischen Bauformen orientierte. „Dieses Rückbesinnen auf frühere Epochen war ein bewusster Kontrast zur rasanten Industrialisierung“, erläutert Wittkemper-Peilert. Dass die Nationalsozialisten später Symbole anderer Kulturen vereinnahmten, sei eine historische Tatsache, habe aber nichts mit dem ursprünglichen Mäanderfries der Schule zu tun.

Da kein Zusammenhang mit der NS-Zeit besteht, gibt es aus denkmalpflegerischer Sicht keinen Anlass für bauliche Veränderungen. Die Treppenanlage sei ein wesentlicher Bestandteil des geschützten Gebäudes, betont Wittkemper-Peilert. Dennoch möchte die Stadt Missverständnissen vorbeugen: „Wir planen eine Informationstafel, die die historische Bedeutung des Ornaments erläutert“, kündigt Kazmierczak an. So sollen künftige Schülergenerationen und Besucher neben den baulichen auch gedankliche Stolperfallen vermeiden – denn gerade bei einer Treppe sei das besonders wichtig.


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