Die über Stadtgebiet und Ortsteile verteilten Kleinode können zwischen 11 und 18 Uhr auf eigene Faust und zu Fuß, per Radtour oder im Oldtimer-Bus angesteuert werden. „Das Programm ist extrem toll und für alle interessant“, verspricht Erste Beigeordnete und Kulturdezernentin Stephanie Kosbab einen erlebnisreichen Sonntag.
Der seit 1994 in Ahlen stattfindende Denkmaltag zeichnet sich vor allem durch das ehrenamtliche Engagement seiner Akteure aus, unterstreicht Kosbab. So sorgen auch im Jubiläumsjahr private Denkmalbesitzer, heimatverbundene Vereine sowie fachkundige Bürgerinnen und Bürger für spannende und lehrreiche Begegnungen. Anlaufpunkt rund um den Tag des offenen Denkmals ist das Heimatmuseum in der Wilhelmstraße, das um 11 Uhr mit Beginn der Ausstellung öffnet. „Hier können sich Besucherinnen und Besucher bis 18 Uhr über Denkmalschutz informieren, gute Beispiele für den Erhalt schützenswerter Gebäude anschauen und sich nebenbei am Stand des Weltladens mit Speis und Trank aus Fairtrade versorgen“, kündigt Ahlens hauptamtliche Denkmalpflegerin Nicole Wittkemper-Peilert an, in deren Händen die Organisation des Tages liegt. Die kostenlosen Hop-On-Hop-Off-Touren mit dem Oldtimer-Bus, der schon beim Museumstag im Mai zum Einsatz kam, starten an der Bushaltestelle Marienplatz, nur wenige Meter vom Heimatmuseum entfernt.
Im Heimathaus Dolberg dürfen sich die Besucherinnen und Besucher auf Rundgänge unter anderem durch die „beliebte“ Gefängniszelle und auf frisches Gebäck aus dem Holzofen freuen. Wie aus einem Denkmal ein öffentlich sinnvoll genutztes Gebäude wird, zeigt der Heimatverein Vorhelm am Beispiel der Alten Mühle, in der heute das Dorfarchiv aufbewahrt wird und Ehen vor dem Standesbeamten der Stadt Ahlen geschlossen werden können. Tipps für die Ahnenforschung im Internet erhalten Interessierte auf dem Kulturgut Samson in Tönnishäuschen. Künstlerisch begabte Menschen oder solche, die einfach mal etwas Neues ausprobieren möchten, können sich im Torwächterhaus an der Kampstraße gegen einen kleinen Obolus im Blaudruck versuchen. In die Welt des Bergbaus, der seit dem Jahr 2000 in Ahlen Vergangenheit ist, führen der Bergbautraditionsverein und der Förderverein Fördertürme auf dem Gelände der früheren Zeche Westfalen ein. Wie aus einem alten Bauernhaus ein modern ausgestattetes Wohngebäude mit zwei Einheiten wird, zeigt die Familie Post auf ihrem Anwesen im Seebrock.
Die Ausstellung „30 Jahre Tag des offenen Denkmals in Ahlen“ wird an drei Sonntagen im Heimatmuseum zu sehen sein, danach wechselt sie für sechs Wochen in die Stadtbücherei Ahlen.
Radtouren des ADFC
Die Tour Nord begleitet Jörg Eberschneider ab 11 Uhr (Treff Heimatmuseum) zum Torwächterhaus, Hof Post, Kulturgut Samson, Windmühle Vorhelm.
Die Tour Süd unter der Leitung von Theo Frielinghaus führt zu folgenden geöffneten Denkmälern: ab 13 Uhr Treff am Heimatmuseum mit kurzer Führung durch die Ausstellung, Heimathaus Dolberg, Bergbautraditionsverein-Zeche Westfalen 1 mit Schachtgerüsten.
Hop-On-Hop-Off-Oldtimerbus
Hier finden Sie die Abfahrtzeiten von Oldtimerbus „Franz“
Zu den geöffneten Denkmalen:
Heimatmuseum Wilhelmstr. 12
Das Heimatmuseum an der Wilhelmstraße wurde wohl in seinen Ursprüngen im 16. Jahrhundert als Haus eines Patriziers oder Pächters auf dem Gelände des adeligen Oershofs erbaut. Die Geschichte des Gebäudes ist in jedem Fall mit dem ehemaligen Oershof verbunden: Im späten 19. Jahrhundert wird der Besitzer des Oershofes zu den Hudeberechtigten (Weiderecht) gezählt. In diese Zeit fallen auch einige bauliche Veränderungen, so dass das Haus zunehmend landwirtschaftlich genutzt werden konnte. Ein höheres Alter des hinteren steinernen Gebäudeteils als vormals mehrstöckiges turmartiges Gebäude ist dabei nicht auszuschließen. Nach Erwerb durch die Stadt wird das stattliche Gebäude als Heimatmuseum seit 1966 genutzt und ist mit der großen Ausstellung Herzstück des diesjährigen Tags des offenen Denkmals: Ausstellung „30 JAHRE – TAG DES OFFENEN DENKMALS in AHLEN“ AUSGEWÄHLTE DENKMÄLER VON 1994 BIS 2024 2
Torwächterhaus, Kampstr. 37
Im Jahr 2008 entdeckten die Denkmalpfleger ein unscheinbares Gebäude, das in seiner Straßenfront wie ein Haus aus der Jahrhundertwende um 1900 wirkte. Bei näherer Betrachtung stellte man aber ein viel älteres Fachwerkgebäude fest, das sich in direkter Nähe zum ehemaligen, mittelalterlichen Kamptor befand. Das Besondere: Seine Ursprünge sind weit vor 1600 zu finden, was allein aufgrund der bekannten Stadtbrände von 1668 und 1744 eine Besonderheit für Ahlen darstellt. Bauliche Zeugnisse aus der Zeit davor sind für Ahlen nicht bekannt und historische Profanbauten, die aus vorindustrieller Zeit stammen, sind kaum erhalten. Im Schatzungsregister von 1806 sind die Bewohner als „Kamppförtner“ dokumentiert, die in Diensten der Stadt und standen und für dieses Stadttor, das Prüfen von Passierenden und vielleicht auch für die armen Sünder zuständig waren, denn das Kamptor diente zugleich als Gefängnis.
Hof Post, Im Seebrock 94
Bei Hof Post, ehemals Mössing handelt es sich um ein klassisches niederdeutsches Hallenhaus mit Wirtschaftsdeele, Flettküche mit Feuerstelle unter einem großen Bosen und dem dahinterliegenden Upkammerbereich. Seit Ende des 17. Jahrhunderts war die Familie Mössing über Generationen hier ansässig. Mitte des 19. Jahrhunderts wird das Haus modernisiert und den landwirtschaftlichen Bedürfnissen angepasst. Mit viel Liebe zum Detail hat nun Familie Post das Baudenkmal zu zwei Wohneinheiten umgebaut.
Windmühle Vorhelm, Mühlenstraße 5
Die ehemalige Turmwindmühle stammt aus der Zeit um 1830 und wurde als fortschrittlicher Typ der Holländer Mühle bis 1935 genutzt. Bis zu einem Brand im Jahr 1907 wurde sie als Wind- und Dampfmühle betätigt und danach erfolgte der Antrieb der Mahlwerke mit einem Sauggasmotor. Ab 1919 wurde mit diesem Motor auch Strom für die Bürger in Vorhelm erzeugt. Heute ist nur noch der konische, verputzte Mühlenturm erhalten, der seit vielen Jahren vom Heimatverein Vorhelm e.V. gepflegt und für die Öffentlichkeit genutzt wird.
Kulturgut Samson Tönnishäuschen
Die Gastwirtschaft mit ehemaliger Posthalterei wurde wohl in seinem Ursprung im 18. Jahrhundert als Ackerbauernhaus mit Wohn- und Wirtschaftsteil errichtet. Das in seinem Kern als Fachwerkbau errichtet Anwesen wurde später mehrfach verändert und die Außenwände in Putz und mit gliedernden Doppelpilastern versehen. Der vordere Anbau diente dabei der fahrenden Personenpost von Hamm über Ahlen nach Warendorf als Posthalterei. Das Jahrzehnte leerstehende Gebäudeensemble konnte nach langem Bemühen von dem eigens hierfür gegründeten Verein „Kulturgut Samson e.V.“ vor wenigen Jahren erworben werden und wird seit der Zeit saniert, genutzt, geöffnet für alle Interessierte … und so lebendig gehalten.
Begegnungsstätte zur Aufrechterhaltung der Bergbautradition, Zeche Westfalen 1
In Trägerschaft des Bergbautraditionsvereins bewahrt die Begegnungsstätte die Erinnerung an die Arbeit vor Ort und die damit verbundenen Risiken auf der Zeche Westfalen im Gedächtnis. Der Ort bietet im ehemaligen Übungshaus Raum für Simulationsübungen und erstreckt sich im Startergebäude über drei Stockwerke. Die Begegnungsstätte führt in eine Welt des Bergbaus, die in Ahlen Teil der Geschichte ist, aber nicht vergessen werden soll. 3
Fördertürme, Zeche Westfalen 1
Die Fördertürme Schacht I und II auf der ehemaligen Zeche Westfalen sind die Wahrzeichen des Bergbaus in Ahlen und der gesamten Region. Neben dem blauen Wasserturm bilden sie die Leuchttürme der Technik- und Industriekultur und sind Markenzeichen des neuen Gewerbegebietes "Zeche Westfalen". Das Projekt "Förderverein Fördertürme" wird vom Verein Initiativkreis für Denkmalpflege, Stadterhaltung und Stadtbildpflege in Ahlen e.V. getragen. Der Verein setzt sich für den Erhalt der Fördertürme und des Wasserturms ein, die sich im Eigentum der Stadt Ahlen befinden.
Heimathaus Dolberg, Twieluchtstraße 15
Das wohl Ende des 19. Jahrhunderts vom Kirchring zur Twieluchtstraße translozierte Fachwerkhaus hat eine wechselvolle Geschichte. Das zunächst als Kötterhaus errichtete Fachwerkgebäude wurde immer wieder umgebaut und beherbergte das Spritzenhaus des Dorfes, Arrestzellen, Wohnungen für Landarbeiter. All diese Spuren sind im Haus heute noch ablesbar. Seit 1996 nutzt der Heimatverein Dolberg das Gebäude und hat es über die Jahre zu einem Ort der Begegnung gemacht, an dem die Ortsgeschichte lebendig bleibt.