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„Wehrt Euch!“

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Zur Eröffnung der diesjährigen Themenwoche Erinnerung und Dialog (vormals „Wochen der Brüderlichkeit“) durfte die Stadt Ahlen die Kinder des verstorbenen Ehrenbürgers Imo Moszkowicz begrüßen. Daniela Ebenbauer und Martin Moszkowicz beteiligten sich gemeinsam mit dem Historiker Dr. Hans Gummersbach an einer Gesprächsrunde im CinemAhlen, die neue Wege der Erinnerungskultur auszuloten versuchte.

Im Kampf gegen den um sich greifenden Rechtsextremismus und Judenhass forderte Ebenbauer vor rund 100 Gästen die Bürgerinnen und Bürger zu Widerstand auf. „Wehrt Euch!“ lautet ihr Appell nicht nur an junge Menschen, Hetze und Desinformation demokratisches Engagement entgegenzusetzen. Faschismus setze sich überall dort durch, wo ihm nicht entschieden widersprochen werde. „Das ist das einzige, was hilft“, so das Resümee Ebenbauers, die „Holocaust-History-Workshops" mit dem Untertitel „Heute von gestern für morgen lernen" in Ahlener Schulen durchführt. Darin arbeitet sie gemeinsam mit jungen Menschen die Geschichte auf und zieht Parallelen zu aktuellen Entwicklungen. 

Ebenbauer und Moszkowicz respektieren die hohe Bedeutung der praktizierten Erinnerungskultur in Ahlen. Unterstützung wünschen sie dem von Gummersbach vorgeschlagenen Projekt, einen digitalen Stadtrundgang zu konzeptionieren, der an ausgewählten Ahlener Orten der Judenverfolgung Einzelschicksale greifbar macht. Moszkowicz ist überzeugt, dass vor allem solche authentischen Erfahrungen immun machen gegen Diskriminierung anderer Menschen und Gruppen. In seiner Begrüßung warnte Bürgermeister Dr. Alexander Berger zu resignieren „vor denen, die den besiegt geglaubten Geistern der Vergangenheit huldigen und das friedliche Zusammenleben der Menschen aller Religionen in unserem Land zerstören wollen.“ Diesen Umtrieben werde sich Ahlen widersetzen, so wie es vor wenigen Wochen auf dem Marktplatz geschehen sei. „Das sind wir in unserem Jubiläumsjahr ganz besonders jenen schuldig, die in Ahlen Demütigung, Ausgrenzung und die Vertreibung in den Tod erlitten haben.“ 

Martin Moszkowicz, der als Filmproduzent international erfolgreich ist, und seine Schwester Daniela nutzten die Gelegenheit, sich in das Gästebuch der Stadt Ahlen einzutragen. Zuvor führte sie Gummersbach gemeinsam mit den Altbürgermeistern Horst Jaunich, Günter Harms und Benedikt Ruhmöller auf einem kurzen Rundgang durch die Stadt. Besucht wurde dabei unter anderem das Mahnmal für die aus Ahlen vertriebenen und ermordeten Juden, das heute in der Klosterstraße in Höhe des ehemaligen Wohnhauses der Familie Moszkowicz steht. Imo Moszkowicz, der nach dem Krieg zu den namhaftesten Regisseuren des deutschen Theaters und Fernsehens gehörte, und sein Vater überlebten als einzige Familienmitglieder die Shoah. Fünf Geschwister und die Mutter wurden in NS-Lagern ermordet. 2006 erhielt der 1925 in Ahlen geborene für sein künstlerisches Werk die Ehrenbürgerwürde der Stadt Ahlen. 

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