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Mehr nachhaltiger Konsum als Geschenk zum Stadtjubiläum

| Soziales | Stadt & Wirtschaft

Lediglich 0,4 Prozent des Verkaufspreises, den Kunden für einen Sportschuh ausgeben, landet bei den herstellenden Menschen in Ländern mit vorwiegend prekären Arbeitsumständen. Nicht sehr viel besser sieht es beim weltweiten Handel mit Schnittblumen aus, deren Hauptexporteur das ostafrikanische Kenia ist. Neben kaum auskömmlichen Löhnen verschärfen im Fall der Blumenzucht auch noch häufig miserable Umweltbedingungen die negative Bilanz. Mit solch nachdenklich stimmenden Hintergründen ließ Vanessa Kröger vom Verein „Vamos“ die Mitglieder der Steuerungsgruppe „Fairtrade Stadt Ahlen“ aufhorchen, die am Donnerstagnachmittag mit Kooperationspartnern die Rezertifizierung als Stadt des fairen Handels feierten.

Der Verein aus Münster setzt sich zum Ziel, konkreten Bezug zwischen unserem Leben hier und dem Leben von Menschen in Ländern des sogenannten Globalen Südens zu verdeutlichen.

Ahlen darf für weitere zwei Jahre den Titel einer „Fairtrade-Stadt“ tragen. Nach eingehender Prüfung hatte die Kampagnenleitung von „Fairtrade Deutschland e.V.“ diese Entscheidung Anfang des Jahres mitgeteilt. Bewusstsein für die Notwendigkeit fairen Handels zu schaffen sei eine Daueraufgabe und kein Projekt mit Anfang und Ende, machte in ihrem Grußwort Erste Beigeordnete Stephanie Kosbab deutlich. Wichtig sei für sie „die Aufklärung auf Augenhöhe, mit Toleranz und Respekt.“ Zu mehr Engagement forderte der Sprecher der Steuerungsgruppe, Burkhard Engelke, auf. „Jeder kann dazu beitragen, unsere Stadt fairer zu machen“, zeigt er sich überzeugt. Voraussetzung dafür sei, dass sich alle Bürgerinnen und Bürger an den siebzehn Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen orientierten, zu denen unter anderem   nachhaltiger Konsum, Maßnahmen zum Klimaschutz und menschenwürdige Arbeit zählen. „Wäre das nicht ein schönes Geschenk zum 800. Stadtjubiläum?“ 

Kritisch sieht Engelke das Angebot fair gehandelter Waren im Ahlener Einzelhandel und in der Gastronomie. „Bei Lebensmitteln wie Kaffee oder Schokolade sieht es unproblematisch aus, es fehlen aber Textilien oder Sportartikel.“ Lediglich drei Gastro-Betriebe hätten sich verpflichtet, Fair-Trade-Produkte zu verwenden (Stadthallen-Restaurant, Bürgerzentrum, Gasthaus Quante). Im Bereich der Sportartikel aus fairer Beschaffung haben die Stadt Ahlen als auch das Gymnasium St. Michael kürzlich einen Anfang gemacht und für den Sportunterricht jeweils 30 Bälle mit zertifizierter Herkunft beschafft.    

Hintergrund:

Fairtrade-Städte fördern gezielt den fairen Handel auf kommunaler Ebene und sind das Ergebnis einer erfolgreichen Vernetzung von Personen aus Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft. Diese Akteure machen gemeinsam den Fairen Handel in ihrer Stadt sichtbar und setzen Zeichen gegen Armut in den Ländern des Südens und für eine gerechtere Gestaltung des globalen Welthandels. 

An der weltweiten Kampagne „Fairtrade-Towns“ nehmen über 2.200 Städte in 36 Ländern teil. In Deutschland dürfen sich inzwischen über 850 Orte Fairtrade-Stadt nennen (Stand Januar 2024).

Nachdem der Rat der Stadt Ahlen am 28. November 2016 beschlossen hat, die Erlangung des Titels anzustreben, wurde dieser Ahlen als 592. Ort am 15. Januar 2018 im Rahmen des Neujahrsempfangs verliehen. Der Auszeichnung vorangegangen war ein umfangreiches Bewerbungsverfahren. Dabei hat Ahlen folgende fünf Kriterien erfüllt:

Ratsbeschluss und Verwendung von fair gehandelten Produkten bei allen Sitzungen der Ausschüsse und des Rates, Gründung einer Steuerungsgruppe, Beteiligung von Geschäften, Cafés und Restaurants, die mindestens zwei Produkte aus dem fairen Handel anbieten, Verwendung von Fairtrade-Produkten in öffentlichen Einrichtungen (Schulen, Vereinen, Kirchen) und Durchführung von Bildungsaktivitäten zum Thema „Fairer Handel“, Berichterstattung in der örtlichen Presse über „Fairtrade“ in Ahlen.


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