Der kürzlich verstorbene Fotograf Dieter Blase lenkt mit seinen Bildern den Blick auf zahlreiche Erinnerungsorte in NRW und regt zur Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und ihrer Bedeutung für die Zukunft an. Die Witwe des Fotografen, Katrin Blase, und Prof. Dr. Richard Korff, Leiter der Werkstatt für Fotografie, geben zu Beginn der Ausstellung eine Einführung in die Fotoschau.
Die Ausstellung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) wird für fünf Wochen im Heimatmuseum Ahlen (Wilhelmstraße 12) zu sehen sein, bevor sie weiter durch zwei westfälische Museen wandert.
Erinnerungsorte als Teil der kulturellen Landschaft
Mahn- und Gedenkstätten sind wichtige Bestandteile der Erinnerungskultur. Sie befinden sich oft an historischen Orten, die als „Tatorte“ nationalsozialistischer Verbrechen gelten. Neben diesen Stätten stehen auch ehemalige Wohnhäuser, Arbeitsstellen sowie öffentliche Plätze und Denkmäler im Fokus des Gedenkens. Künstlerische Interventionen und bauliche Überreste mahnen, die Schrecken der Vergangenheit nicht zu vergessen.
Dieter Blase (1953–2023) hat zahlreiche dieser Orte in Nordrhein-Westfalen und angrenzenden Regionen fotografisch dokumentiert. „Die künstlerische Fotografie ist ein besonders geeignetes Medium, um die heutige Realität der Erinnerungsorte zu reflektieren“, erklärte Blase.
Unter dem Motto „Erinnern, um zu mahnen“ entstanden eindrucksvolle Aufnahmen, darunter:
• Details des Wohnhauses der jüdischen Familie Humberg aus Hamminkeln-Dingden (Kreis Wesel), die Opfer der NS-Verfolgung wurde,
• die Fassade eines ehemaligen Munitionsbunkers in Twisteden (Kreis Kleve), der heute als moderne Wohnung genutzt wird,
• die Europafahne auf dem Gelände des heutigen Internationalen Platzes Vogelsang IP (Kreis Euskirchen), einst eine NS-„Ordensburg“ zur Schulung des NSDAP-Nachwuchses.
Die im Stil der Neuen Sachlichkeit gehaltenen Fotografien konzentrieren sich auf Details und Strukturen. Ihr nüchterner Blick auf die Gedenkorte bildet einen bewussten Kontrast zur oft grausamen Vergangenheit dieser Orte. Die Betrachter sind eingeladen, sich mit der eigenen Erinnerungskultur kritisch auseinanderzusetzen.
Auch Dieter Blase selbst näherte sich den Gedenkorten nicht neutral. Seine persönlichen Reflexionen, Gedanken und subjektiven Einordnungen sind als begleitende Texte Teil der Ausstellung und ermöglichen einen zusätzlichen Zugang zu seiner künstlerischen Perspektive.
Ergänzung durch lokale Ahlener Gedenkorte
Die vom LWL-Museumsamt für Westfalen konzipierte Ausstellung wird in Ahlen um lokale Gedenkorte ergänzt. Dazu wurden Ahlener Schülerinnen und Schüler aufgerufen, sich mit der Geschichte ihrer Stadt zu befassen, Erinnerungsorte zu fotografieren und so aktiv an der Ausstellung mitzuwirken.
Das Heimatmuseum Ahlen selbst ist ein besonders passender Ort für diese Ausstellung: Direkt vor dem Museum wurde in der Reichspogromnacht am 10. November 1938 der Ahlener Jude Siegmund Spiegel von Nationalsozialisten zu Tode gehetzt. Im Jahr 2001 wurde der Platz auf Initiative des „Forums Brüderlichkeit“ (heute „Forum Erinnerung und Dialog“) nach ihm benannt.
Besuchszeiten und Kontakt:
Die Ausstellung ist vom 16. März bis 13. April sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Schulklassen können die Ausstellung nach Terminvereinbarung auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten besuchen.
Ansprechpartnerin für Terminabsprachen: Gaby Moser-Olthoff, Tel.: 0 23 82 59 470 (moser-olthoffg@stadt.ahlen.de).