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Diebstähle auf Friedhöfen treffen Angehörige ins Mark

| AUB

Jürgen H. (Name geändert) kann seine Empörung nur schwer zurückhalten. „Es ist schmerzhaft, wenn man seinen geliebten Verstorbenen gedenken möchte und feststellen muss, dass das Grab geschändet wurde.“ Erst ein halbes Jahr ist es her, dass sein Vater auf dem Westfriedhof beigesetzt worden ist. Von der geschmackvoll gepflegten Grabstelle haben Unbekannte bereits dreimal Blumenschmuck gestohlen. Mit seiner Familie steht H. nicht nur vor dem Schmerz des Verlustes, sondern ist auch mit dem Ärger über den Diebstahl konfrontiert.

„Sorge und Trauer“ seien die Gefühle, die sich bei jedem Friedhofsbesuch bei ihm einstellen. „Ich kann nicht verstehen, wie jemand so herzlos sein kann. Der Grabschmuck hat für uns einen tiefen emotionalen Wert“, schüttelt H. den Kopf. Die Diebstähle habe er bei der Polizei zur Anzeige gebracht.

Gerade jetzt, wo damit begonnen wird, Ruhestätten für den Trauermonat November herzurichten, schlägt vermehrt die Stunde der Grabräuber. „Leider Gottes, ja“, bestätigt Andreas Lammerding-Genau das Problem, welches für ihn nicht gänzlich neu ist. Der Gärtnermeister von den Ahlener Umweltbetrieben hört immer wieder von Angehörigen, dass sich Diebe an den Gräbern ihrer Verstorbenen unerlaubt bedienen. Die Diebstähle betreffen vor allem hochwertige Dekorationen, wie Grabvasen aus Metall, Figuren aus Stein oder Bronze, sowie Blumenschmuck. Die Überwachung so großer Areale wie Friedhöfe sei schwierig, räumt Lammerding-Genau ein. „Man sieht es den Tätern nicht an und häufig geschehen die Plünderungen am späten Abend oder in der Nacht.“ Würden sich Personen verdächtig benehmen, werden sie von den Friedhofsgärtnern auch angesprochen. „Das kommt tatsächlich aber nur sehr selten vor.“ Fakt sei: Wegnahme von Blumen ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat und damit ein Fall für die Polizei. Besucherinnen und Besucher, die jemanden auf frischer Tat ertappten, sollten unbedingt den Polizeiruf tätigen.

Diebstähle rufen bei den Betroffenen großes Unverständnis und Wut hervor. Viele sehen den Friedhof als einen Ort des Friedens und der Trauerbewältigung. Die Schändung der Gräber wird als schwerer Eingriff in den persönlichen Trauerprozess empfunden. „Solche Taten wirken zutiefst verletzend“, lässt Jürgen H. in seine Seele blicken. Was aber lässt sich tun, um das Risiko zu minimieren, Opfer einer Grabschändung zu werden?      Andreas Lammerding-Genau empfiehlt, einfachere und weniger auffällige Dekorationen zu verwenden. „Die Realität zeigt uns, dass es manchmal besser sein kann, bescheidenere Dekorationen zu wählen“, teilt er die Erfahrung vieler Friedhofsverwaltungen. Wer von einem Diebstahl betroffen ist, dem rät Lammerding-Genau, die Hausratversicherung zu prüfen. Manche Policen deckten den Verlust von Grabschmuck.  Der Gärtnermeister warnt indes vor übertriebener Sorge. „Grundsätzlich sind die städtischen Friedhöfe sichere Orte unter sozialer Kontrolle.“  


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