Genau hingehört hat Scharrenbach, welche Wünsche die Praktikerinnen aus der Stadtverwaltung an das Land richten. Insbesondere Fortbildungen zu Rechtsgebieten wie dem Lastenzuschuss stehen auf der Liste weit oben, was die Ministerin ihre Abteilungsleiterin für Wohnungsbau, Wohnungs- und Siedlungsentwicklung, Bianca Cristal, ins Aufgabenheft notieren ließ.
Hintergrund von Scharrenbachs Visite in Ahlen ist die Reform des Wohngeldrechts im letzten Jahr. Mit der Novelle stieg bundesweit der Kreis der Wohngeldberechtigten sprunghaft an, in Ahlen verdoppelte sich die Anzahl auf jetzt rund 2500. „Mit Anlaufschwierigkeiten und zusätzlichen Kolleginnen und einem Kollegen haben wir das gut hinbekommen“, berichtete Ulrike Volkmar, die seit 38 Jahren in der Wohngeldstelle arbeitet. Mit jetzt sechs Beschäftigten ist die im ersten Obergeschoss des Rathauses ansässige Abteilung personell so gut ausgestattet wie noch nie. „Das war auch dringend nötig“, machte Volkmar deutlich. Änderungen im Arbeitsablauf, veränderte Öffnungszeiten und eine Sprechstunde für „schwierige Fälle“, die eine umfangreichere Beratung erfordern, lassen die Fallbearbeitung nun besser gelingen. Die Ahlener Erfahrungen helfen Ina Scharrenbach, die sich gegenwärtig in NRW verschiedene Wohngeldstellen anschaut, bei ihrer Arbeit in der Runde der Wohnbauminister aller Bundesländer. In diesem Jahr wollen die Ministerien diverse Vereinfachungen im Bundeswohngeldgesetz durchsetzen, die sowohl den Verwaltungen als auch den Bezugsberechtigten zugutekommen sollen.
Unterstützung für den Bürgercampus
Ihren Respekt sprach Scharrenbach der Stadt Ahlen für den kommenden Bürgercampus aus. „Ich habe Ihren Mut sehr geschätzt, das Projekt nach engagierter Diskussion in Bürgerschaft und Rat zu realisieren“, unterstützte sie Bürgermeister Dr. Alexander Berger, Stadtbaurat Thomas Köpp und den Vorsitzenden des Stadtentwicklungsausschusses, Martin Hegselmann, „den Weg weiterzugehen.“ Ihr seien Kommunen bekannt, die an solchen Aufgaben in Gesellschaft und politischer Vertretung gescheitert seien. Das erfolgreiche Ahlener Beispiel ermutige andere Städte, Vorhaben ähnlicher Größenordnung anzugehen. In das rund 100 Millionen Euro umfassende Projekt Bürgercampus sind bislang 4,45 Millionen Euro Städtebaumittel des Landes NRW geflossen. Ein weiterer Antrag in Höhe von 1,9 Millionen Euro liegt auf Scharrenbachs Schreibtisch. „Darüber habe ich aber noch nicht entschieden“, ließ sich die Ministerin in Ahlen nicht in die Karten gucken.
Der Bürgercampus aus Stadthaus für die Verwaltung sowie einem multifunktionalen Bürgerforum für Veranstaltungen, Bildung und Ratsarbeit soll nach aktueller Planung 2028 fertig werden. Die Grundsteinlegung ist noch vor den Sommerferien beabsichtigt. „Wir schaffen damit einen echten Wert für die Stadt, die mit dem maroden Rathaus eine ihrer größten Energieschleudern verlieren wird“, stellte Bürgermeister Berger in Aussicht. Die Stadt könne sich dann wieder anderen Themen zuwenden, die ebenfalls große Aufmerksamkeit verdienten.
Bürgerdialog am Dienstag, 9. April
Zu einem Bürgerdialog über den aktuellen Stand des Bauprojekts lädt die Stadt Ahlen alle interessierten Bürgerinnen und Bürger am Dienstag, 9. April, zu 19 Uhr in die Aula des Städtischen Gymnasiums ein.