Angekommen in der 710 Kilometer entfernten bayerischen Partnerstadt war die Gruppe bereits am Donnerstag (29. August) nach gut zehnstündiger Busfahrt. Am Freitag (30. August) ging es nach Garmisch-Partenkirchen, wo im Rahmen einer Stadtführung das Skistadion besucht wurde, in dem 1936 die Olympischen Winterspiele stattfanden. Zu sehen war auch die Zugspitze, die mit 2962 Metern Deutschlands höchster Berg ist.
Auf der Rückfahrt nach Penzberg durfte ein Halt an der Ahlener Bank und der Traubeneiche, beides Geschenke der Stadt Ahlen im Jahr 2019 zum 100-jährigen Stadtjubiläum, nicht fehlen, bevor sich die Teilnehmer für den Festumzug zurechtmachten, größtenteils mit Lederhosen oder Dirndln ausgestattet.
Richtig eingestimmt mit Volkstänzen, Freibier und Blasmusik setzte sich der Zug am frühen Abend in Bewegung. Eine besondere Ehre wurde Manfred „Matten“ Hornung (92) zuteil, der nicht nur zum sechsten Mal die Partnerstadt besuchte, sondern in früheren Jahren mit seiner Quetschkommode für ordentlich Stimmung gesorgt hatte. Er durfte auf einem der prachtvoll geschmückten Pferdegespanne mitfahren, während der Rest der Ahlener zu Fuß die Strecke bewältigte.
Im Festzelt angekommen, nahmen die Ahlener an reservierten Tischen Platz und wurden ganz offiziell von Penzbergs Bürgermeister Stefan Korpan begrüßt. „Es ist immer wieder eine Freude, so eine so große Gruppe aus unserer Partnerstadt begrüßen zu können“, sagte der Verwaltungschef, der sich gerne an das jüngste Stadtfest in Ahlen und die große Gastfreundschaft erinnerte. Dadurch werde die Städtepartnerschaft, die seit 2007 offiziell besteht, aber schon seit 1964 als Städtefreundschaft Bestand hat, regelmäßig mit Leben gefüllt. „Wir kommen zusammen, tauschen uns aus und feiern gemeinsam“, führte er weiter aus. Dadurch seien viele Freundschaften entstanden.
Das zeigte sich im Festzelt und bei weiteren Treffen. Von allen Seiten gab es ein großes Hallo. Dazu gehörten unter anderen Elke Zehetner (ehemalige SPD-Bürgermeisterin), Ludwig „Wiggerl“ Schmuck (ehemaliger stellvertretender CSU-Bürgermeister) und Ex-Bürgermeister Hans Mummert (SPD) mit seiner Frau Evi sowie Hardi Lenk, Maibaummeister der Stadt Penzberg, der Ende Juni mit seinen Jungrittern den 27 Meter hohen, blau-weißen Freundschaftsbaum vor der Friedrich-Ebert-Halle nach altem Brauchtum aufgebaut hatte.
Lenk überraschte die Ahlener am Samstag (31. August) noch mit einer besonderen Aktion. Er hatte die Gruppe zu einer zünftigen Brotzeit zu seiner Tischlerei nach Nantesbuch eingeladen, einem Ortsteil von Penzberg, der schon 1279 in einem Buch des Klosters Benediktbeuern Erwähnung fand. Dabei durfte ein geschichtlicher Exkurs nicht fehlen, zu dem Dr. Johannes Bauer, ehemaliger stellvertretender Grünen-Bürgermeister und Ehrenstadtrat, einlud. Neben Informationen zur ehemaligen Zwerg-Dorfschule aus dem Jahr 1806 stand eine Besichtigung der Kirche Maria Himmelfahrt (erbaut 1759, abgebrannt 1836 und neu aufgebaut 1840) auf dem Plan. Dr. Bauer, der seit fast 60 Jahren auch Organist ist, glänzte nicht nur mit seinem Wissen über die historischen Gebäude, sondern stellte mit seinem Spiel auf der aus dem Jahre 1906 stammenden Orgel sein musikalisches Können unter Beweis.
Der touristische Höhepunkt wartete am Sonntag (1. September) auf die Ahlener. Auf dem Programm stand eine zünftige Floßfahrt auf der Isar von Wolfratshausen nach München. „Eine Mordsgaudi“ hatte Michael Preuten, Vorsitzender des Ahlener Vereins für Städtepartnerschaft, zusammen mit seinem Vorstandteam versprochen. Und das war auch so. Die knapp 30 Kilometer lange Fahrt führte über mehrere „Rutschen“, auf denen das Holzfloß nicht nur ordentlich Geschwindigkeit aufnahm, sondern der Vorderteil richtig ins Wasser eintauchte. Während die alten Hasen, die schon öfters eine Floßfahrt mitgemacht hatte, weiter hinten trocken blieben, bekamen die ersten Reihen nicht nur nasse Füße.
Für Stimmung sorgte die fünfköpfige Bayernband „Schampus-Musi“ unter der Leitung von Thomas Bierhoff, der schon mehrmals in Ahlen zu Besuch war und viele der Mitreisenden kannte. Nicht fehlen durften bayerischer Gerstensaft aus Holzfässern und Leckereien vom Grill. Als Flößer-Talent entpuppte sich Renate Stein, die nach entsprechender Einweisung eines der Ruderblätter bedienen durfte und sozusagen ihr „Diplom“ bestand.
Am Montagabend (2. September) kehrten die Ahlener mit zahlreichen Eindrücken aus der Partnerstadt zurück. „Nach der Fahrt ist vor der Fahrt“, ließ am Ende der Tour Vereinsvorsitzender Preuten durchblicken und kündigte eine erneute Aktion im kommenden Jahr an.
Herzlichen Dank für den Artikel und die Fotos an Detlef Peter Jotzeit!