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79 Jahre Kriegsende in Europa – Situation der Menschenrechte so schlecht wie lange nicht mehr

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An den Gräbern von 127 sowjetischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern auf dem Ostfriedhof gedachten Schülerinnen und Schüler des Kriegsendes in Europa am 8. Mai 1945. Ausgerichtet hatte die Gedenkstunde am Jahrestag der Befreiung der Arbeitskreis weiterführender Schulen, der erinnerungskulturelle Themen in den Schulen pflegt und für die gesamte Stadtgesellschaft sichtbar macht.

Der Sprecher des Arbeitskreises, Rainer Legant, verband mit der Erinnerung an das Leid der Verstorbenen den Appell, die Rechte aller Menschen zu achten und zu schützen. Er zitierte einen Bericht von „Amnesty International“, wonach im letzten Jahr die Menschenrechte weltweit auf den Stand von 1985 zurückgefallen seien. „Das war die Zeit, in der Nelson Mandela noch inhaftiert war und die Staaten Osteuropas noch nicht zusammengebrochen waren.“ 

Eine Schülergruppe, die vor wenigen Tagen die NS-Gedenkstätte Steinwache in Dortmund besuchte, berichtete von ihren Gedanken und Wünschen für sich und die Menschheit. Das „Ge(h)denken“, der anschließende Marsch vom Ostfriedhof in die Innenstadt, stand in diesem Jahr ganz im Zeichen der Menschenrechte und des vor 75 Jahren in Kraft getretenen Grundgesetzes. Schülerinnen und Schüler verlasen Positionen zu den Grundrechten. An mehreren Stellen in der Stadt befassten sie sich mit den ersten fünf Grundrechtsartikeln, unter anderem am Dr.-Paul-Rosenbaum-Platz, im Park an der Beckumer Straße und am Mahnmal für die ermordeten Juden in der Klosterstraße. 

Bürgermeister Dr. Alexander Berger würdigte das Engagement der jungen Leute. Er warnte davor, in der Erinnerung an das geschehene NS-Unrecht nachzulassen. Die tiefgründige Befassung mit unserer Geschichte wirke der Oberflächlichkeit entgegen. Wer sich mit wahren Schicksalen der Opfer beschäftigt, bekomme eine konkrete Vorstellung von dem Unrecht, das in Deutschland heraufbeschworen wurde und in einer Katastrophe für die ganze Welt führte. „Wer die Geschichten der Geschundenen kennt, wird keiner Partei zustimmen, die die Abschaffung der Erinnerungskultur fordert“, wandte sich Berger gegen rechtsradikale Forderungen, dunkle Seiten der deutschen Geschichte auszublenden.

Demokratie und Menschenrechte seien keine Selbstverständlichkeit, unterstrich Berger weiter. „Sie sind ein kostbares Gut, auf das wir sorgsam achten müssen.“ Er sei glücklich, „dass unsere Schulen Orte sind, an denen Demokratie erlernt und gelebt wird.“ An der Gedenkveranstaltung auf dem Ostfriedhof beteiligten sich auch der Freundeskreis Ahlener Soldaten mit seinem Vorsitzenden Thomas Kras und Stabsfeldwebel Thorsten Beste für das Aufklärungsbataillon 7 aus der Westfalenkaserne. Vertreter der Bundeswehr legten später einen Kranz zur Erinnerung an die Opfer von Krieg und Gewalt am Siegmund-Spiegel-Platz nieder.


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